Magdeburger Ansichten
Zur Restaurierung der Stadtansichten:
Dem Kulturhistorischen Museum würden in den 90er Jahren einige Stadtansichten übergeben, welche jedoch zum Teil in einem schlechten Zustand waren. Dank der Ernst von Siemens Kunststiftung und der damaligen Corona-Förderlinie für Freiberufler in öffentlichen Museen konnten im Jahr 2020 diese Graphiken von der Papierrestaurierungswerkstatt Herzog-Wodtke (Essen) für uns gerettet werden. Einige dieser Ansichten möchten wir daher hier präsentieren.
"Magdeburga" aus der Schedelschen Weltchronik 1493
Diese Stadtbild Magdeburgs ist eine der ältesten Darstellungen der Stadt und wurde 1493 erstmals von Hartmann Schedel veröffentlicht (Holzschnitt, 41 x 61,3 cm). Das farbige Bild weist viele Details auf. Gut erkennbar sind die zahlreichen Kirchen, die Stadtmauer sowie der Roland. Jedoch sind diese eher symbolisch dargestellt und stellen nicht die Originale in der damaligen Realität dar.
Die "Schedelsche Weltchronik" ist eine illustrierte Darstellung der Weltgeschichte und gehört zu den Höhepunkten der Buchillustration des 15. Jahrhunderts. Mit ihren 1809 Holzschnitten zählt sie zu den bildreichsten Werken aus der Zeit der Inkunabeln, das heißt der Frühzeit des Buchdrucks. Die Chronik beschreibt die Zeit von der biblischen Erschaffung der Welt bis ins 15. Jahrhundert und gibt einen Ausblick auf den Weltuntergang und das jüngste Gericht. Die Ansichten Magdeburgs wurden von Michael Wolgemut (1434-1519) und Wilhelm Pleydenwurff (gest. 1494) sowie wohl Albrecht Dürer (1471-1528) geschaffen.
Im Text zu "Magdeburga" wird vor allem Magdeburgs Recht gerühmt, ein Rechtsbuch, "der Sachsen spiegel genant ... von dem großen Kaiser Karln bestettigt", das auch weit über Magdeburg hinaus Geltung hatte.
"Magdeburgum" von Franz Hogenberg 1572
"Parthenopolis Magdeburgum", betitelt Franz Hogenberg seinen Artikel mit Ansicht der Stadt Magdeburg in seinem 1572 (unsere Ausgabe, Kupferstich, koloriert, 38 x 50,9 cm) erschienen Werk "Civitates Orbis Terrarum". Über 600 Städte der ganzen Welt wurden hier vom Niederländer abgebildet.
Hier wird Magdeburg aus der Vogelperspektive gezeigt. Dieser erste Grundriss der Stadt zeigt deren Zweiteilung in Alt- und Neustadt sowie die eigens beschrifteten Kirchen. Obwohl Magdeburg im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, blieb diese seit dem Spätmittelalter belegte Aufteilung bis heute bestehen.
Die Braun-Hogenbergsche Ansicht erschien im Jahr 1572 als Kupferstich innerhalb eines großen Sammelwerkes "Beschreibung und Contrafractur der vornehmsten Städte der Welt", das der Kölner Theologe Georg Braun herausgegeben hat. Als Stecher wirkten Franz und Abraham Hogenberg und Simon von den Neuwel.
Außerdem wird an die Gründungslegende gedacht: Magdeburg, zwar 805 durch Karl den Großen erstmalig im Diedenhofer Kapitular genannt, ist demnach wesentlich älter. Bereits Julius Cäsar gründete angeblich hier ein Kastell, welches zu Ehren der jungfräulichen Göttin Diana "Jungfrauenstadt" (=Parthenopolis) genannt wurde. Unglaubwürdiger erscheint die Version eines Predigers aus dem 16. Jh., gemäß derer die Stadt ursprünglich nach seiner Geliebten Parthena benannte. Viele andere Legenden ranken sich um die eigentliche Gründung - doch fest steht, dass die Bürger auch zur Entstehung der Ansicht noch stolz auf ihre alte Herkunft der "Metropole Sachsens" waren.
"Magdeburger Reiter" aus der Chronik der Sachsen und Niedersachsen von Johannes Pomarius 1589
Dieser Holzschnitt (36 x 20,5 cm) diente als Illustration in der von Johannes Pomarius unter dem Pseudonym Johannes Baumgarten herausgegebenen "Chronik der Sachsen und Niedersachsen". Pomarius war Pfarrer an der Petrikirche in Magdeburg. Diese Auflage erschien 1589.
Sie zeigt den Magdeburger Reiter mit den beiden Jungfrauen. Im Gegensatz zum heute auf dem alten Markt platzierten Standbild des Reiters wird dieses mit einem spitz zulaufenden und mit Türmchen flankierten Dach gesäumt. Unterhalb vom Reiter sind die vier Kurfürsten erkennbar. Künstlerisch hinzugefügt wurde der Sockel mit der Inschrift:
Diuo Ottoni I. Imperat: Inuictis: Vinidici Libertatis. Patri Patriae Senatus populusque Magdeburgensis posuit. Anno 973.
"Magdeburg in Flore" aus der Topographia Germaniae von Mathäus Merian 1642
Die Merian-Ansichten gehören zu den bekanntesten Stadtansichten Deutschlands. Ab 1642 publizierte der Schweizer Kupferstecher und Verleger Matthäus Merian die "Topographia Germaniae". In 31 Bänden wurden hier mehr als 2000 Ansichten verschiedener Städte Deutschlands veröffentlicht. "Magdeburgum in flore" zeigt Magdeburg noch einmal vor der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg, obgleich die Stadt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon in Schutt und Asche lag.
Merian ging es darum, "[...] sich der Schönheit der Städte vor dem Kriege zu erinnern und auch den Nachkommen dieselbe vor Augen zu stellen. Ob sie vielleicht dadurch möchten zum Eifer erwecket werden [...] was noch stehet zu erhalten, was gefallen, wieder aufzurichten [...]". Magdeburg ist natürlich ein besonders erschreckendes Beispiel. Über die Zerstörung liest man: "[...] Es haben die kaiserlichen den Bürgern zum Schrecken das Feuer an unterschiedlichen Orten gelegt. [...] Es sein dadurch sechst schöne große Pfarrkirchen mit ihren Türmen [...] neben allen Stiften und Klosterkirchen, wie auch die Stadt selbst, ganz in Asche gelegt worden. Bis auf 139 Häuser [...] und dem Dom und Lieben Frauen Kloster [...] waren noch vom Feuer unversehrt geblieben."
"Ansicht von Magdeburg aus dem Friedrich-Wilhelms-Garten" von C. Böhm um 1830
Die Ansicht zeigt den Friedrich-Wilhelms-Garten um 1830 (heute Klosterbergegarten) mit Blick über die Stadtmauer zum Magdeburger Dom. Prominent im Vordergrund an der rechten Seite zu sehen ist eine Kugelsonnenuhr, wie sie heute beispielsweise auch noch im Herrenkrug (am Schnittpunkt Domallee/Deich) zu sehen ist.
Nach der Zerstörung des Kloster Berge unter Napoleon erteilte Oberbürgermeister Francke dem Gartendirektor von Sanssouci, Peter Joseph Lenné, 1824 den Auftrag einen Volksgarten zu errichten. Innerhalb der Festungsmauern war hierfür kein Platz gewesen. 1835 war die Bepflanzung und Bebauung nach den Plänen Lennés abgeschlossen und somit einer der ersten deutschen Volksparks entstanden. Übrigens nur für kurze Zeit in der ursprünglich geplanten Form - 1839 wurde die Eisenbahnlinie Magdeburg Schönebeck eröffnet, welche den Park mittig zerschnitt. Viele weitere Bebauungen verkleinerten den Park auf die heutige Größe.
Die mit "C. Böhm" signierte Grafik lässt auf den Leipziger Kupferstecher Johann Christian Böhme schließen (oftmals auch mit "C.C." und anders abgekürzt, in den Werken auch unter Carl Böhme zu finden. Wahrscheinlich handelt es sich bei einem ebenfalls weitestgehend unbekannten Carl Christian Böhme um dieselbe Person.) Dieser ist vor allem für seine Porträts bekannt.